Bibellese: Eph. 5, 15 – 20

Kauft die Zeit aus, denn es ist böse Zeit. (Vers 16)
Trotz aller Wünsche um einen „Guten Tag“ und „Gute Zeit“ ist es in unserer Welt und oft genug auch in unserer Gemeinde oder Familie nicht zum Besten bestellt. Das merken wir gerade jetzt sehr deutlich. Alle Versuche, die Situation schön zu reden, ändern daran eben so wenig wie ohnmächtiges Schimpfen oder resignierte Anpassung, “denn die Verhältnisse, sie sind nicht so“ (Brecht).
Der Epheserbrief gibt einen überraschenden Rat: Investiert in diese Zeit! – und das nicht obwohl, sondern weil es eine schlimme Zeit ist. Denn auch diese Zeit und diese Welt gehören Gott. Die Kinder des Lichts sind nicht die Ewiggestrigen, sondern im Gegenteil Leute von morgen. Wacher Glaube sieht die Realität ganz nüchtern, aber nie ohne Hoffnung. Wer sieht, was vor Augen ist, sieht nur die Hälfte. Hinter dem Status quo warten Gottes Möglichkeiten. Und nichts braucht unsere Welt, brauchen die Menschen um uns nötiger, als eine Kraft, die ihr Leben und ihre Beziehungen heil werden lässt.
Darum ermutigt uns dieser Text: Steigt nicht aus, berauscht euch nicht an Wein und auch nicht an dem Auf-die-Schulter-klopfen der Gleichgesinnten, sondern mischt euch ein.
So sehr liebt Gott diese böse Welt, dass er seinen eingeborenen Sohn mitten hinein gesandt hat, damit alle, die auf ihn vertrauen, wirkliches Leben finden, Leben das bleibt, ewiges Leben. In seiner Nachfolge dürfen wir Pfadfinder aus dem Unheil der Welt in die Freiheit der Kinder Gottes sein, Menschen, die wissen, worauf es ankommt, die sehr genau hinschauen (V.15), die nicht auf fertige Rezepte setzen, sondern täglich neu unserer Mitmenschen und der Stadt Bestes suchen, zugleich aber begeistert, fröhlich singend, dankbar, Mitarbeiter Gottes sein zu dürfen.

Dr. Ulrich Meisel (Dessau)

Wir wolln uns gerne wagen, in unsern Tagen
der Ruhe abzusagen, die’s Tun vergisst.
Wir wolln nach Arbeit fragen, wo welche ist,
nicht an dem Amt verzagen, uns fröhlich plagen
und unsre Steine tragen aufs Baugerüst.

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760)